Zwischen Fiktion und Realität: „Dignity“ und Colonia Dignidad

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Zwischen Fiktion und Realität: „Dignity“ und Colonia Dignidad

Marcel Rodríguez spielt Leo Ramírez (Quelle: SHP)

Am 19. Dezember 2019 startet das Medienunternehmen ProSiebenSat.1 auf seiner Streaming-Plattform Joyn mit einer kostenpflichtigen Premium-Version. Bekannt wurde der neue Streaming-Dienst vor allem mit der kostenlosen Ausstrahlung von beliebten Serien wie „Jerks“ mit Fahri Yardim und Christian Ulmen oder zuletzt „Check Check“ mit Klaas Heufer-Umlauf in den Hauptrollen. Die kostenpflichtige Premium-Version von Joyn wird in Kürze mit der chilenisch-deutschen Serie „Dignity“ eingeläutet.

Der Titel der Serie spielt auf den zynisch anmutenden Namen Colonia Dignidad (deutsch: Kolonie der Würde) an, den die deutsche Sekten-Gemeinde im Süden Chiles ab 1961 trug bis sie sich im Jahr 1988 in Villa Baviera (deutsch: Bayerisches Dorf) umbenannte. „Dignity“ ist ein chilenisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt und wird von der Firma Invercine Wood mit Sitz in Santiago de Chile und der StoryHouse Productions mit Sitz in Berlin produziert.

Ich habe den deutschen Drehbuchautoren und Co-Produzenten Andreas Gutzeit und den Protagonisten der Serie, Marcel Rodríguez (Leo Ramírez), für ein Gespräch über das neue Serien-Projekt in den Büroräumen von StoryHouse Productions in Berlin Mitte besucht. Aus dem Forschungsbereich der Public History kommend, haben mich vor allem der Ansatz der fiktionalen Thriller-Serie in ihrem historischen Bezugsrahmen und die Serie als geschichtskulturelles Produkt interessiert. Bevor wir ins Gespräch über die neue Serie kamen, konnte ich mir im Konferenzraum die Pilotfolge der neuen Serie „Dignity“ anschauen.

Antonia Zegers spielt Pamela, die zusammen mit Leo ermittelt. (Quelle: SHP)

Das Verhältnis von historischen Fakten und fiktionaler Serie

Die Pilotfolge reißt viele zentrale Themen der komplexen Geschichte der Colonia Dignidad an. Dabei betont Andreas Gutzeit in unserem Gespräch immer wieder, dass es sich bei „Dignity“ weder um eine historisch exakte Darstellung der Geschichte, noch um eine Form von Doku-Fiction handelt. Alle Charaktere bis auf Paul Schäfer (Götz Otto) seien fiktional und die Serie nicht mehr und nicht weniger als ein Thriller. Auf die Frage, ob Charaktere wie der Protagonist Leo Ramírez (Marcel Rodríguez) oder die Figur des Bernhard Hausmann (Devid Striesow) auf der Grundlage realer Personen geschrieben worden seien, erklärt Gutzeit:

„Das sind alles Composit-Characters, die zusammengesetzt sind. Also zum Beispiel bei Marcels Figur Leo ist natürlich [der chilenische Rechtsanwalt, Anm. MD] Hernán Fernández eine Möglichkeit. Der hat aber nicht in Deutschland studiert und der hat auch keine deutsche Frau. Also alles, was wir aber für die Fiktion brauchen.“

Auch wenn die einzelnen Figuren als zusammengesetzte Charaktere ausschließlich fiktional verstanden werden sollen, so werden doch bereits in der ersten Folge zahlreiche Themen verhandelt oder angedeutet, die historisch belegt sind und leider nicht fiktionaler sondern tatsächlicher Bestandteil der Colonia Dignidad waren. Dazu zählen unter anderem die brutale Herrschaft Paul Schäfers und seiner treuen Führungsriege, die sexualisierte Gewalt an den Kindern, die strikte Trennung der Geschlechter in separate Gruppen, die zwangsweise Verabreichung von Psychopharmaka an die Mitglieder und die Rolle der Colonia Dignidad als Folterort des chilenischen Geheimdienstes DINA (Dirección de Inteligencia Nacional) während der chilenischen Militärdiktatur. Gleich zu Beginn von „Dignity“ lässt sich erahnen, dass in den folgenden Episoden viel Historisches thematisiert werden wird. Ein Thriller also, der ein historisches Thema behandelt, jedoch keinen Anspruch auf historische Korrektheit erhebt. Die Unterscheidung zwischen Fiktion und Realität dürfte nicht allen Zuschauer*innen leicht fallen. Das weiß auch Produzent Andreas Gutzeit. Er ist der Überzeugung, dass „Dignity“ auch deshalb eine „außergewöhnliche Serie“ sei, weil sie weniger auf die Darstellung historischer Fakten, sondern vielmehr auf das Ausloten einer „emotionalen Wahrheit“ setze. Es bleibt abzuwarten, welche „emotionale Wahrheit“ die Zuschauer*innen erwartet. Deutlich wird jedenfalls, dass emotional aufgeladenene Themen wie die Beziehung zwischen zwei Brüdern und das Verarbeiten sexueller Gewalterfahrungen beim Erwachsenwerden verhandelt werden sollen.

Auch der Dreh am Originalschauplatz in Chile schafft eine Nähe zur historischen Colonia Dignidad. Die Geschichte der achtteiligen Thriller-Serie spielt in den 1990er-Jahren, also nach dem Ende der Militärdiktatur in Chile. Zuschauer*innen begleiten den Protagonisten Leo Ramírez bei seinen Ermittlungen gegen den Colonia-Leiter Paul Schäfer. Recht schnell wird deutlich, dass es dem jungen Bundesanwalt aber auch um die eigene Familiengeschichte geht. Seine Kollegin Pamela (Antonia Zegers) fragt schon am Ende der Pilotfolge: „Bist du in der Colonia Dignidad aufgewachsen?“

Dreharbeiten zu dem Thriller „Dignity“ am historischen Ort 

Die Serie „Dignity“ wurde in der heutigen Villa Baviera, der ehemaligen Colonia Dignidad gedreht. Diese liegt etwa 400 km südlich der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile. Der Ort ist heute ein touristisch ausgerichtetes Feriendomizil mit Hotel und bayerischem Restaurantkonzept. Außerdem werden dort Hochzeiten und verschiedene Feste zu unterschiedlichen Feiertagen ausgerichtet. Viele der einst etwa 300 Mitglieder der Colonia Dignidad sind inzwischen verstorben oder haben die Gemeinschaft verlassen. Sie leben heute größtenteils in Deutschland oder in Chile außerhalb der Villa Baviera. Noch um die 100 Menschen wohnen gegenwärtig in der Villa Baviera. Die Schauspieler*innen von „Dignity“ übernachteten etwa drei Wochen lang im dortigen Hotel Villa Baviera und aßen im örtlichen Restaurant. Die Nähe zu dem historischen Ort und den Bewohner*innen habe dafür gesorgt, dass sich die Schauspieler*innen dem historischen System Colonia Dignidad auf einer sehr emotionalen Ebene nähern konnten. Viele der Bewohner*innen der heutigen Villa Baviera hatten sich bereiterklärt, als Zeitzeug*innen von ihren persönlichen Erfahrungen in der Colonia Dignidad zu berichten. Das habe den Schauspieler*innen sehr geholfen, um sich in ihre Rollen einzufühlen und die Materie besser verstehen zu können, erklärt Marcel Rodriguez. Er führt aus:

„Also auf uns Schauspieler*innen sind die Bewohner*innen sehr offen und warmherzig zugegangen. Auf mich hat es sogar den Eindruck gemacht, als gäbe es geradezu den Drang, mit uns über die Vergangenheit zu sprechen. Darüber zu reden, was sie Schlimmes erlebt haben. Sie haben zum Beispiel recht schnell auch über die Prügel gesprochen, die sie selbst gegeben oder bekommen haben. Insgesamt wollten sie auch wissen, wen wir spielen, wie wir uns die Umstände vorstellen und wie sie uns dabei helfen können, die Rollen vielleicht noch besser spielen zu können.“ 

Neben diesen Gesprächen mit ehemaligen Mitgliedern der Colonia Dignidad habe er sich vor allem mit verfügbaren Dokumentationen über das Thema informiert. Auch die Broschüre, die Dieter Maier und Jürgen Karwelat 1977 für Amnesty International Deutschland über die Colonia Dignidad verfasst hatten, half ihm bei der historischen Sensibilisierung für die Rolle als Leo Ramírez. Die intensive Konfrontation mit den düsteren Geschichten der Colonia sei aber nicht spurlos an dem 35-jährigen Schauspieler vorbeigegangen. Marcel Rodríguez erinnert sich an einen emotionalen Tiefpunkt, den er an einem Tag auf dem Weg zum Dreh in der Villa Baviera erlebt habe:

„Das war schon gegen Ende. Ich glaube, da waren nur noch zwei Drehwochen übrig und da hatte ich irgendwie mal so einen Moment. Ich habe einen komischen Ekel in mir verspürt. Mich ständig mit den Verbrechen der Colonia zu beschäftigen, ständig darüber nachdenken, das wurde einfach zu viel. Ich wollte alles irgendwie abschütteln und das ging aber nicht. Ich musste weinen und bin richtig kurz zusammengebrochen. Das war sonderbar. Das wurde mir dann zu viel. Du denkst drüber nach, denkst über die Rolle nach. Du denkst über die Leute nach, denkst über die Kinder nach, die das erlebt haben oder überhaupt diese Ungerechtigkeit, die dort stattgefunden hat. […] Das ist einfach alles sehr anstrengend gewesen und dann gab es irgendwann einen Moment, in dem alles kurz rausgekommen ist.“ 

So wie Marcel Rodriguez sei es eigentlich allen Schauspieler*innen in gewissen Momenten ergangen, fügt Andreas Gutzeit hinzu:

„Also das war das gleiche Thema für alle anderen deutschen Schauspieler, die dort waren. Also das was Marcel jetzt sagt, würden Devid Striesow, Götz Otto und Jenny Ulrich, Martina Klier und Nils Rovira-Muñoz auch sagen. Das Thema hat sie schon sehr persönlich berührt.“

Rückblickend hält Marcel Rodríguez diesen emotionalen Tiefpunkt sogar für notwendig:

„Ich glaube, wenn man die ganze Zeit diese Sachen spielt, sich damit beschäftigt und die ganze Zeit nur gute Laune hat, dann ist das auch irgendwie ein bisschen komisch. Dann hat man vielleicht etwas nicht kapiert, was da stattgefunden hat.“

Vielleicht sind diese Momente der emotionalen Überlastung gemeint, wenn Produzent Gutzeit von „emotionaler Wahrheit“ spricht. Mit diesen Gefühlen sind die Schauspieler*innen nicht allein. Immer wieder beschreiben Journalist*innen, Wissenschaftler*innen, Politiker*innen und andere mit dem Thema befasste Menschen ähnliche Erfahrungen. Dieter Maier verwendet in seinen Büchern den Begriff „Colonitis“, um die emotionale Nähe zu beschreiben, die solche Überlastungs- oder Verwicklungszustände herbeiführen kann. Als Ursache für die „Colonitis“ sieht Maier die intensiven Begegnungen mit Menschen, die bis heute unter massiven Traumata leiden. Die Auseinandersetzung mit diesen Traumata und die persönliche Nähe zu den Menschen, erzeuge bei vielen ein Gefühl von Betroffenheit, das sich auf unterschiedliche Art und Weise zeige. Viele identifizieren sich mit den Betroffenen und entwickeln das Bedürfnis zu Akteur*innen zu werden. Manche verspüren eine übermannende Traurigkeit und andere sind einfach überfordert. Emotional unbeeindruckt bleibt kaum jemand. Inwieweit Emotionen in der Auseinandersetzung mit historischen Themen hilfreich sind, da sie die Geschichte greifbarer machen oder ob sie im Sinne einer Emotionalisierung hinderlich sind, da durch eine übermäßige Identifikation ein nötiger Abstand verloren gehen kann, darüber wird auch in der Public History gestritten.

 

Der totgeglaubte Bruder Klaus (Nils Rovira-Muñoz) von Leo (Quelle: SHP)

Verhältnis von gesellschaftlichem Bewusstsein und ökonomischem Erfolg der Serie

Gutzeit und Rodriguez habe viel der Gedanke umgetrieben, ob es in Deutschland ausreichend gesellschaftliches Bewusstsein über die Geschichte der Colonia Dignidad gebe. Für den ökonomischen Erfolg einer Serie sei es wichtig, ob die Zuschauer*innen bereits etwas über die Geschichte wissen. Denn vor allem der Wiedererkennungswert sorge für die Bereitschaft sich mit der Thematik weiter auseinanderzusetzen. Auf die Frage, woher die beiden selbst erstmals von der Geschichte der Colonia Dignidad erfahren hatten, erzählt Rodriguez, er selbst sei erst durch den Spielfilm „Colonia Dignidad. Es gibt kein Zurück“ von Florian Gallenberger auf das Thema aufmerksam geworden. So wie ihm, gehe es damit auch vielen in seinem privaten Umfeld. Andreas Gutzeit hingegen habe den Verlauf der Geschichte der Colonia Dignidad über die Jahrzehnte im SPIEGEL aufmerksam verfolgt. Dies sei einfach eine Generationen-Frage schätzen Gutzeit und Rodriguez die unterschiedliche Wahrnehmung der Geschichte der Colonia Dignidad ein.

Auch der Gallenberger-Film mit Emma Watson und Daniel Brühl in den Hauptrollen zeigt bei Weitem mehr Fiktion als historische Fakten und dennoch hat er zahlreiche Menschen zu aktiver Auseinandersetzung mit der Colonia inspiriert. Der heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte diesen Film während seiner Amtszeit als Bundesaußenminister im Jahr 2016 einen „künstlerischen Anstoß“ für die Auseinandersetzung des Auswärtigen Amtes mit der eigenen Verantwortung in der Geschichte der Colonia Dignidad. Er veranlasste die Verkürzung der Sperrfrist für den noch gesperrten Teil der Akten im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes. Dieser Bestand ist heute für alle Interessierten zugänglich. Auch auf nicht-politischer Ebene diente der Film als Anstoß für Lesungen, Vorträge, Medienberichte und Podiumsdiskussionen. So haben etwa kürzlich Mitglieder des Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität Hannover (AstA) durch den Spielfilm für das Thema Colonia Dignidad sensibilisiert worden. Aus anfänglichen Recherchen wurde eine zweiwöchige Veranstaltungsreihe, die am 4. Dezember 2019 mit einer Podiumsdiskussion ihren Abschluss fand. Trotz der Fiktionalisierung des historischen Themas hat der Spielfilm Einfluss genommen auf eine geschichtskulturelle Auseinandersetzung mit der Geschichte der Colonia Dignidad.

Geschichtskulturelle Auseinandersetzungen im Spannungsfeld zwischen Aufarbeitung und Kampf um Deutungshoheit

In der Villa Baviera herrscht schon seit Jahren Hochbetrieb: Wissenschaftler*innen, Journalist*innen, Filmemacher*innen und privat Interessierte geben sich beim Ein- und Ausgehen die sprichwörtliche Klinke in die Hand. Die meisten kommen mit dem Ziel, einen Blick in die authentische Vergangenheit der ehemaligen Colonia Dignidad zu werfen. Sie wollen den Ort, der Schauplatz von grausamer Gewalt geworden ist, sehen und fühlen. Mehr noch: Sie wollen die Menschen sehen, die all das erlitten oder verursacht haben, wovon sie bisher nur gehört oder gelesen haben. In der Public History hat sich der Begriff „Dark Tourism“ etabliert, wenn es um die Reisen an Orte mit solch düsterer Vergangenheit geht und die Anziehungskraft, die diese Orte auf viele Menschen ausübt. Einige Bewohner*innen der Villa Baviera haben im letzten Jahrzehnt bereitwillig als Zeitzeug*innen Auskunft gegeben. Sie haben ihre Geschichten in zahlreichen Interviews geteilt. Diese Bereitschaft zum Erzählen der eigenen Lebensgeschichten ist meist auch verbunden mit Wünschen und Forderungen. Sie wünschen sich Sichtbarkeit der erlittenen grausamen Schicksale. Manche wünschen sich auch die Aufklärung noch ungeklärter Verbrechen. Vor allem aber fordern die betroffenen Menschen finanzielle Entschädigung für jahrzehntelang erlittenes Unrecht. Viele wünschen sich einen Ausweg aus den prekären Lebensverhältnissen. Erst kürzlich wurden vom Deutschen Bundestag einmalige Hilfszahlungen in Höhe von 10.000 € pro Person beschlossen, die an deutsche Opfer der Colonia Dignidad gezahlt werden sollen.

Neben denjenigen, die bis heute auf dem Gelände der Villa Baviera leben, gibt es noch weitere betroffene Menschen, die bis heute unter den Folgen des Gewalt-Regimes der Colonia leiden. Dazu zählen ehemalige Mitglieder der Gruppe, die inzwischen außerhalb der Villa in Chile leben oder das Land verlassen haben und heute zum Beispiel in Deutschland oder Österreich wohnen. Auch die chilenischen Opfer der Colonia Dignidad leiden bis heute und fordern vor allem die Aufklärung der Verbrechen: Während der Militärdiktatur entführte der chilenische Geheimdienst ihre Familienangehörigen, folterte, ermordete und vergrub sie in Massengräbern auf dem Gelände der Colonia Dignidad. Die Suche nach den Spuren der Ehemänner, Brüder, Schwestern oder Söhne begleitet sie bis heute. Auch die jungen chilenischen Männer, die in den 1990er-Jahren als Kinder Opfer von sexualisierter Gewalt durch Paul Schäfer wurden, wünschen sich weitere Aufklärung und Gerechtigkeit. Über die mangelnde juristische Aufarbeitung hat die Journalistin Ute Löhning zuletzt mehrfach berichtet. Neben der juristischen, ist die erinnerungskulturelle Aufarbeitung gefordert. Die Gedenkstättenexpert*innen Dr. Elke Gryglewski und Dr. Jens-Christian Wagner wurden zusammen mit zwei chilenischen Kolleg*innen mit einem Gedenkstättenkonzept beauftragt, das auf dem Gelände der heutigen Villa Baviera zukünftig umgesetzt werden soll.

Wenn es der Serie „Dignity“ gelingen sollte, größere internationale Reichweite zu erzielen und weitere Menschen auf diesen Teil der deutsch-chilenischen Geschichte aufmerksam zu machen, könnte sie einen Beitrag zum Aufarbeitungsprozess leisten. Auch wenn Gutzeit betont, dass dies nicht das Ziel der Serie sei, so kann sie diesbezüglich dennoch eine Chance bedeuten, wie am Beispiel des Gallenberger-Films gezeigt wurde. Dafür wäre es allerdings nötig, dass die Zuschauer*innen den emotionalen Zugang nutzen, um weiter zu recherchieren und konkrete Fragen an die Geschichte zu stellen. Ob dies gelingt, wird sich nach dem Serienstart von „Dignity“ 19. Dezember 2019 zeigen.

(Der Artikel basiert auf einem Interview, das am 13. November 2019 in den Büroräumen von StoryHouse Productions geführt wurde.)